Aufgrund der vielen Szenen wie z.B. der Osterprozession, dem Kirchweihfest und der Höllenfahrt mit kirchlich-liturgischem Kontext brauchte es auch einen Friedhof, den man mit Hilfe mehrerer Theaterwerkstätten und entsprechender Requisiten-Leihgaben anderer Häuser realisierte. Längst wird nicht mehr alles selbst von Grund auf neu hergestellt. Um Kosten, Ressourcen und Zeit zu sparen, werden zahlreiche Requisiten, Unterbauten sowie Gerüstmaterialien von vormaligen Festspielen genutzt, umgearbeitet oder zum Teil von anderen Theatern ausgeliehen. Einige der Grabsteine für die Friedhofsszenerie sind z.B. eine Leihgabe der Oper Leipzig und die Glocken stammen aus Kaiserslautern. Letzte Handgriffe werden gerade von den Mitarbeiterinnen des Malsaals mit viel Liebe zum Detail vorgenommen, damit sich alles perfekt in das neue Bühnenbild fügt. Perfekt aussehen sollen am Ende auch die zahlreichen überlebensgroßen Figuren, die gerade im Malsaal und auch in der Kaschierwerkstatt fertig gestellt werden. Theatermalerin Claudia Fischer poliert gerade die Madonna neu auf. Diese wirkte bereits 2019 in Der Name der Rose mit und wird in Fausts Verdammnis wieder zu sehen sein. In der Tischlerei werden die Verblendungen der Domstufen aus dem letzten Jahr gerade überarbeitet und anschließend im Malsaal farblich angepasst.
Bis zum 19. Juni 2023 müssen alle Vorbereitungen für die 30. DomStufen-Festspiele in Erfurt abgeschlossen sein, denn dann beginnt bereits der Aufbau für Fausts Verdammnis auf dem Domplatz. Insgesamt sechs Tage und bis zu 70 Personen sind dafür eingeplant, damit am Ende alles steht, technisch funktioniert und gut aussieht.
Damit der straffe Zeitplan zu schaffen ist, müssen die Arbeiten vor und hinter der Bühne Hand in Hand gehen. In den letzten 30. Jahren DomStufen-Festspiele in Erfurt haben die Mitarbeiter:innen jede Menge Erfahrungen gesammelt, effiziente Routinen entwickelt und von Inszenierung zu Inszenierung dazu gelernt. In den Werkstätten wird bereits seit vielen Monaten fleißig gewerkelt. Für Regisseur und Ausstatter Ben Baur soll der Dom nicht nur Kulisse sein, sondern auch als Mitspieler funktionieren. Dafür wird die Bühnenachse erstmals in Richtung des Hohen Chores mit seiner mittelalterlichen Glasmalerei gedreht. Damit verschmilzt die Bühne mit der Rückseite der Kirche zu einem Ensemble und rückt als Gesamtkunstwerk in das Sichtfeld der Zuschauer. Für Ben Baur ist der Domplatz längst nicht mehr nur ein christlich-religiöser Ort, sondern auch ein Ort des Markttreibens, des Rummels und anderer Feste. Fausts Verdammnis wird zu einer Art Volkstheater, das die Menschen in der Manier eines Mysterienspiels in eine Welt voller Leidenschaft, dunkler Magie und Tragik entführt.